SAMMLUNG SCHLOSSQUADRAT :
Sehenswerte Schaustücke der Technik

Die Galerie im Schlossquadrat präsentiert über sechzig Raritäten zum Schreiben und Rechnen sowie zum Sehen, Hören und Kommunizieren.  Die historischen Maschinen sind Meisterwerke der Feinmechanik und obendrein auch schön zum Anschauen. Das kleine Museum faszinierender Erfindungen macht deutlich, wie stark die Technik unser Leben verändert hat und in Zukunft weiter erändern wird - vom Abakus bis zu modernen Prozessoren für künstliche Intelligenz.

Die Sammlung historischer Technik befindet sich in der Passage zwischen der Margaretenstraße 77 und der Schlossgasse 21 und ist täglich von 8 bis 22 Uhr frei zu besichtigen.

Hier eine Auswahl der Exponate im Schlossquadrat:

Nr. 1 MIGNON (ab 1903): Deutsche Zeiger-Schreibmaschine; man bewegt den Zeiger auf den gewünschten Buchstaben und drückt eine Taste, um ihn mithilfe eines Farbbands auf einem Blatt Papier sichtbar zu machen. Zeichenwalze und Buchstabenfeld sind austauschbar.

 

Nr. 2 CHAMPION (ab 1892): US-amerikanische Zeiger-Schreibmaschine mit kreisförmig gebogenem Zeichenfeld.

Nr. 3 FERNSCHREIBER (um 1920): Vom französischen Techniker Jean Nigron entwickelt und von der Firma Ericsson gebaut. Die Technologie wurde von der Pariser Agence Havas zu einer weltweiten Nachrichtenagentur ausgebaut.

Nr. 4 ZUCCATO TYPOGRAPH (ab 1874): Vorläufer des Kopierers, von Eugenio de Zuccato in London entwickelt.

Nr. 5 WHEATSTONE ABC TELEGRAPH (um 1858): Erfindung des englischen Physikers Charles Wheatstone. Der Zeiger wurde auf den gewünschten Buchstaben gerichtet, das Signal wurde über eine elektrische Leitung an den Empfänger übertragen und bewegte dort den Zeiger auf denselben Buchstaben.

Nr. 6 OLIVER No 11 (ab 1896): In den USA und England erzeugte Schreibmaschine; leichter und leiser Anschlag mit U-förmigen Typen, die oberhalb vom Papier angeordnet sind.

Nr. 7 BLICKENSDERFER No 5 (ab 1893): Von Georg Blickensderfer aus der Pfalz in den USA entwickelt. Fand großen Anklang bei der Weltausstellung 1893 in Chicago, weil sie handlich und leicht zu transportieren war.

Nr. 8 ROFA No 4 (ab 1923): Von Robert Fabig in Brandenburg hergestellt, die aufrechten Typenhebel verdecken das Geschriebene.

Nr. 9 IDEAL A2 (ab 1901): Erste deutsche Schreibmaschine mit Vorderanschlag und 42 Schreibtasten mit Umschaltung.

Nr. 10  SCHECKKARTEN-DRUCKER (um 1920): Gerät zum Ausstellen von Schecks, wurde zur Verhinderung von Betrug in den USA verwendet.

Nr. 11 BING No 2 (ab 1927): Sie wurde als Lehrmittelschreibmaschine verkauft. Die auf einem Holzbrett montierte Version war für Studenten konzipiert.

Nr. 12 BILLETER RECHENWALZE (ab 1917): Schweizer Entwicklung zum Umrechnen von Maßen und Gewichten sowie zur Preiskalkulation. Wurde in der Textilindustrie sowie in Banken und Versicherungen verwendet.

Nr. 13 VIROTYP REISESCHREIBMASCHINE (ab 1912): Erfindung von Henri Viry, einem französischen Arzt. Sie wurde im Ersten Weltkrieg auch von Soldaten zu Pferd eingesetzt, um Berichte von der Front schreiben zu können.

Nr. 14 KEATON NOTENSCHREIBMASCHINE (um 1947): Seltene Maschine, mit der man Noten auf ein Blatt Papier tippt. Erfindung von Robert H-. Keaton aus San Francisco, USA.

Nr. 15 STROH-VIOLINE (1899): Vom deutschen Erfinder Johannes Matthias Stroh entwickelt. Der Trichter diente als Schallverstärker für die Wiedergabe von Musik in Varietés und frühen Filmvorführungen.

Nr. 16 NEMETZ WAAGE: In der Sonnenhofgasse 4 in Wien-Margareten vom österreichischen Erfinder Josef Nemetz um 1895 gebaut. Siehe weiter unten auf dieser Seite.

Nr. 20 MERRITT (um 1890): Frühe Zeiger-Schreibmaschine, vom US-Erfinder Mortimer G. Merritt entwickelt. Sie hat 78 einzelne Lettern aus Metall, die in einer Schiene nach links und rechts verschiebbaren Typenstange unter der Walze aufgereiht sind.

Nr. 21 ABAKUS: Mechanisches Hilfsmittel zum Rechnen, in Odessa am Schwarzen Meer gefertigt.

Nr. 22 LIGHTNING CALCULATOR (ab 1921): Mechanische Vorrichtung zum Addieren und Subtrahieren.

Nr. 23 SENDERÖHRE (um 1960): Von Telefunken entwickelte Röhre zur Ausstrahlung von Radiosignalen. Die Senderöhren wurden später durch Transistoren abgelöst.

Nr. 24 THALES (ab 1911): Rechenmaschine nach der Sprossenrad-Technik, von Emil Schubert entwickelt und erzeugt. Antrieb über Handkurbel. Für alle vier Grundrechnungsarten.

Nr. 25 RÖHRENRADIO (1926): Französisches 4-Röhren-Radio mit Trichterlautsprecher von Louis Bardon.

 

Nr. 26 BUNZEL DELTON No. 5 (1910): Rechenmaschine nach dem Prinzip der Staffelwalzen, von Hugo Bunzel in Wien erfunden. Der Firmensitz befand sich am Graben 17.

Nr. 27 MORSEAPPARAT (um 1880): Elektromechanisches Gerät zum Empfangen von Nachrichten über elektrische Telegraphenleitungen. Es erzeugte laute Klick-Geräusche, die vom Telegraphisten in Zeichen übersetzt werden mussten.

Nr. 28 ADIX (ab 1903): Handlicher Rechner mit offen liegender Mechanik, der in Mannheim erzeugt wurde. Das Gerät besteht aus lediglich 122 Einzelteilen, bei ihrer Produktion setzt man zum ersten Mal den Werkstoff Aluminium ein.

Nr. 29 CURTA 1 (1951): Vom Wiener Erfinder Kurt Herzstark entwickelt. Mechanische Rechenmaschine in Form eines Zylinders, die gewünschten Zahlen werden mit einem Stellschieber eingegeben, der Rechenvorgang wird mit einer kleinen Kurbel ausgelöst.

Nr. 30 SINCLAIR (1972): Weltweit erster handlicher Taschenrechner, vom britischen Unternehmer Clive Sinclair entwickelt und vermarktet.

Nr. 31 CYBERMAXX (1994): Erste Virtual Reality Datenbrille, die 3-D-Umgebung wird von einem Computer erzeugt.

Nr. 32 STEREOSKOP (1910): in Frankreich erzeugter Bildbetrachter, der optisch einen räumlichen Eindruck vermittelt. 

Nr. 33 CALIGRAPH No 2 (ab 1880): In den USA erfolgreich verkaufte Schreibmaschine mit robuster Bauweise. Neu daran war, dass jedes Zeichen sowohl in Groß- als auch in Kleinbuchstaben mit einem einzigen Fingerdruck zu Papier gebracht werden konnte.

Nr. 34 MIKROELEKTRONIK (1983): Im Münchner Piper-Verlag erschienenes Sachbuch über die Entwicklung von Computern, Robotern und Neuen Medien. Die Recherche zu dem Buch motivierte den Autor, die in dieser Vitrine ausgestellten historischen Geräte zu sammeln.

Nr. 35 KI-PROZESSOR (2019): Grafikkarte Jetson TX2, gehört zu den schnellsten Geräten für Anwendungen der Künstlichen Intelligenz. Herzstück ist der Tegra-X2 Prozessor mit einem Arbeitsspeicher von 16 Gigabyte.

Nr. 36 MACINTOSH (1984): Erster Personal Computer mit grafischer Benutzeroberfläche und Maus. Das ausgestellte Modell 0001 wurde nur in geringen Stückzahlen verkauft, vermutlich wegen des hohen Kaufpreises von damals 2.495 US-Dollar.

Nr. 37 COMMODORE C64 (1982): Hauptplatine des Heimcomputers C64, der in den 1980-er Jahren als weltweit meistverkauftes Modell galt.

Nr. 38 ES EVM Platinen (1972): Mikroelektronische Bauteile einer Serie von sowjetischen Großrechnern, von denen mehr als 15.000 Stück hergestellt wurden. Der Mainframe Computer wurde nach dem Vorbild des Konkurrenten des IBM System/360 entwickelt.

Nr. 50 AUTOTELEFON: Funktelefon für Audi A8 in Wurzelholz-Optik.

Nr. 51 MOBILTELEFON (1998): Beliebtes Modell 6150 des damaligen Marktführers Nokia.

Nr. 52 SMARTPHONE (2009): Apple iPhone 3 GS.

Nr. 53 TISCHTELEPHON Ö10 (1915): Österreichisches Staats-Tischtelephon (Gewicht 8 Kilogramm), mit beweglichem Gabelträger, Induktor und Induktionsspule ausgestattet.

Nr. 54 WESTERN ELECTRIC TELEPHONE (1922): US-amerikanisches Tischtelephon, oft als Kerzenständer bezeichnet; an dem geraden Rohrschaft ist der Sender befestigt, der Schalterhaken dient zum Aufhängen des Hörers.

Nr. 55 PHONOGRAPH (ab 1877): Vom US-amerikanischen Erfinder Thomas Alva Edison entwickeltes Gerät, das Töne auf Walzen aus Zinnfolie aufzeichnen und wiedergeben konnte – damals die erste funktionstüchtige Tonaufnahme- und Wiedergabetechnik.

Nr. 56 THE FOX (ab 1898): In Michigan hergestellter Klassiker unter den ersten Schreibmaschinen. Sie war mit leichten Hebeln aus Aluminium ausgestattet, der Anschlag galt als sehr weich.

Nr. 57 DICTAPHONE (um 1900): Vom Erfinder Edison gebautes Diktiergerät, eine Weiterentwicklung des Phonographen (siehe 55). Das Ediphone genannte Gerät wurde für den Einsatz in Büros entwickelt, um die Effizienz beim Diktieren und Transkribieren zu steigern.

Nr. 58 FILMPROJEKTOR (um 1920): einfaches Gerät zur Vorführung von Stummfilmen, funktionierte mit einfacher Handkurbel.

Nr. 59 DIAPROJEKTOR (um 1920): Hergestellt von der Internationalen Camera Actiengesellschaft (ICA). Vor dem Ersten Weltkrieg war die Ica Europas größtes Kamerawerk. Es ging im Herbst 1926 in der Firma Zeiss Ikon auf.

Nr. 60 FERNROHR (1870): Beschriftet mit „K.u.K. Staatsbahn Habsburg“, der Tubus ist mit Ledergeflecht ummantelt.

Nr. 61 FERNROHR BAILLOU (um 1770): Der aus Frankreich stammende Instrumentenbauer Francis de Baillou baute dieses Fernrohr in Mailand. Kaiserin Maria Theresia verlieh ihm den Titel „Kaiserlicher Optiker“.

Nr. 62 LATERNA MAGICA: Auch als "Zauberlaterne" bezeichnetes Gerät, das bunte Glasbilder mithilfe von Kerzen- oder Kalklichtern an die Wand projizierte. Die Laterna Magica wurde zur Unterhaltung und für Bildungszwecke eingesetzt.

Nr. 63 LUNA (ab 1895): Keramische Laterna Magica der Firma Johann Falk in Nürnberg. Charakteristisch für die Luna sind drei Keramikplatten mit bunten Blumenmustern.

Nr. 64 REISEKAMERA (ab 1890): Der Fotoapparat wurde von der Optischen Anstalt C. P. Goerz in Berlin erzeugt. Goerz erreichte mit dem neu entwickelten Schlitzverschluss Belichtungszeiten von 11000 Sekunde. Die Kamera wiegt an die 20 Kilogramm.

Nr. 65 FERNROHR UTZSCHNEIDER (1825): Von der Firma Utzschneider und Frauenhofer in München aus Messing gefertigt. Es besteht aus einem Holztubus mit dreifachem Auszug.

Nr. 66 BAROGRAPH (1910): Messgerät zur Aufzeichnung des zeitlichen Verlaufs des Luftdrucks auf einer mit Papier bespannten Trommel. Gehäuse aus Eichenholz.

Nr. 67 BUNZEL RECHENMASCHINE (um 1900): Diese Rechenmaschine im Holzkasten ist ein Vorläufer des Schaustücks Nr. 26. Hugo Bunzel in Wien verbesserte damit deutsche Maschinen von Arthur Burghardt und Saxonia.

Nr. 68 ZEISS MIKROSKOP (1905): Dieses Sammlerstück wurde in Jena erzeugt und signiert "Carl Zeiss / Jena / No 38261". Das Mikroskop ist gefertigt aus zaponiertem, vernickeltem und schwarz lackiertem Messing, gebläutem Stahl und schwarz lackiertem Aluminium.  

Wiener Erfindungen (Auswahl)

Wichtige technische Erfindungen wurden in Wien gemacht, beispielsweise die Nemetz Waage. Sie wurde in der Sonnenhofgasse 4 in Wien-Margareten vom österreichischen Erfinder Josef Nemetz um 1895 gebaut. Nemetz war ein Pionier für wissenschaftliche Waagen und Gewichte, K.u.K. Hofmechaniker und Gründer des Instituts für Präcisions-Mechanik.

Nemetz Waage

Die Galerie im Schlossquadrat zeigt ein eindrucksvolles Exemplar von Josef Nemetz (Nummer 16):

Nemetz konstruierte auch leistungsfähige Brückenwaagen, die zum Wiegen von schweren Gütern wie Kohle, Erz oder Getreide eingesetzt wurden. Diese Waagen konnten Lasten von mehreren Tonnen präzise erfassen. Für den Einsatz in Krankenhäusern, Arztpraxen und Apotheken entwickelte Nemetz spezielle Personenwaagen. Über seine Angebote informierte ein ausführlicher Katalog:

 

Herzstark Rechenmaschinen

Einer der bedeutendsten heimischen Erfinder war Samuel Curt Herzstark (1867 – 1937). Im Jahr 1905 gründete er die erste Rechenmaschinenfabrik der österreichisch-ungarischen Monarchie, das "Rechenmaschinenwerk Austria, Herzstark & Co", dessen Alleininhaber er ab 1908 war. Mit einer neuen Entwicklung, die die vier Grundrechnungsarten beherrschte, leistete er Pionierarbeit für die weitere Entwicklung der Datenverarbeitung. Bis 1914 zählte die Firma 100 Mitarbeiter, davon die Hälfte Feinmechaniker, und lieferte insgesamt rund 7.500 Rechenmaschinen nach Österreich-Ungarn und Deutschland.  

Kurt Herzstark, der Sohn von Samuel Herzstark, wurde 1902 geboren, durfte schon als Kind in der väterlichen Werkstatt basteln und den Vater auf internationale Messen begleiten. Auf der Internationalen Büroausstellung 1910 in Wien führte der damals Achtjährige die Rechenmaschine Austria Modell III vor.

Anfang 1924 trat Curt Herzstark in das väterliche Unternehmen ein und übernahm zunächst die Verkaufsleitung für die Tschechoslowakei und für Ungarn. 1928 erfand er den Herzstark-Multisummator, der automatisch Zeilen und Spalten addieren konnte. Danach begann er mit Überlegungen für ein tragbares Gerät, das nicht einfach eine Miniaturisierung vorhandener Tischrechenmaschinen, sondern eine grundlegende Neukonstruktion sein sollte:

Curta 1

Das Ergebnis war die Curta, eine mechanische Rechenmaschine in Form eines 85 mm hohen Zylinders mit 53 mm Durchmesser, der bequem in einer Hand gehalten werden konnte, während man mit den Fingern über Stellschieber die gewünschten Zahlen eingab und dann über einer Kurbel den Rechenvorgang auslöste (Galerie im Schlossquadrat Nummer 29). Die Curta wurde bis Ende der 1960-er gebaut und erfolgreich verkauft, bis der mechanische Kalkulator durch elektronische Taschenrechner abgelöst wurde. 

Die folgende Grafik macht deutlich, dass die handliche Curta in ihrem Inneren ein Meisterwerk der Feinmechanik war:

BUNZEL DELTON

Ein weitere Wiener Erfindung waren Rechenmaschinen von Hugo Bunzel, siehe die Nummer 26 in der Galerie im Schlossquadrat). Sie wurde um 1910 gebaut und funktionierte nach dem Prinzip der Staffelwalzen, Der Firmensitz befand sich am Graben 17.

 

TISCHTELEPHON Ö10

Das Österreichische Staats-Tischtelephon Modell Ö10 aus dem Jahr 1915 ist mit der Nummer 53 in der Galerie im Schlossquadrat zu sehen. Es wiegt 8 Kilogramm und ist mit beweglichem Gabelträger, Induktor und Induktionsspule ausgestattet.

Es geht auf Entwicklungen des österreichischen Technikers Franz Niessl zurück, der seinen ersten bereits 1877 an der Technische Universität Wien 1877 vorführte. Er wirkte maßgeblich am Aufbau des österreichischen Telefonnetzes mit. Im Jahr 1882 gab es fast tausend Teilnehmer der Wiener Privat-Telefongesellschaft sowie eine öffentliche Sprechstelle in der Wiener Börse.

Vier Lokale bieten im Margaretner Schlossquadrat eine reiche kulinarische Auswahl.
info@schlossquadr.at

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